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Немецкий язык с Генрихом Бёллем. Хлеб ранних лет - Генрих Бёлль

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3          Zwölf Stunden Arbeit (двенадцать часов работы), auch am Sonntag (даже в воскресенье), und hin und wieder ein Treffen mit Wolf und Ulla im Café Joos (время от времени встреча; hin und wieder; treffen — встретить); an den Sonntagen eine Abendmesse (по воскресеньям — вечерняя месса), zu der ich meistens zu spät kam (к которой я чаще всего опаздывал; zu spät kommen), und wo ich dann ängstlich an den Bewegungen des Priesters ablas (и где я потом со страхом по жестам священника читал = угадывал; ablesen, lesen-las-gelesen — читать), ob die Opferung nicht schon begonnen habe (не началось ли уже пожертвование = евхаристия; beginn-begann-begonnen; das Opfer — жертва; opfern — жертвовать); mein erleichtertes Aufseufzen (мой облегчённый вздох = облегчённо вздыхал; aufseufzen — вздохнуть), wenn sie noch nicht begonnen hatte (если оно ещё не началось), und ich war müde in irgendeine Bank gesunken (устало опускался на какую-нибудь скамью; sinken-sank-gesunken), manchmal eingeschlafen (иногда засыпал; einschlafen, schlafen-schlief-geschlafen — спать) und erst wach geworden (и просыпался только; wach werden-wurde-geworden), wenn die Ministranten zur Wandlung klingelten (когда церковные служители звонили к евхаристии /к превращению хлеба и вина в плоть и кровь Христа/; die Wandlung — превращение, перемена). Es hatte Stunden gegeben (бывали часы; geben-gab-gegeben), in denen ich mich selbst hasste, meine Arbeit, meine Hände (в которые = когда я самого себя ненавидел, свою работу, свои руки).

1          Später dachte ich oft darüber nach, wie alles gekommen wäre, wenn ich Hedwig nicht am Bahnhof abgeholt hätte: ich wäre in ein anderes Leben eingestiegen, wie man aus Versehen in einen anderen Zug steigt, ein Leben, das mir damals, bevor ich Hedwig kannte, als ganz passabel erschien. So nannte ich es jedenfalls, wenn ich mit mir selbst darüber sprach, aber dieses Leben, das für mich bereitstand wie der Zug auf der anderen Seite des Bahnsteigs, der Zug, den man fast genommen hätte, dieses Leben lebe ich jetzt in meinen Träumen, und ich weiß, dass die Hölle geworden wäre, was mir damals ganz passabel erschien: ich sehe mich in diesem Leben herumstehen, sehe mich lächeln, höre mich reden, wie man im Traum einen Zwillingsbruder, den man nie gehabt hat, lächeln sehenund reden hören mag; den, der vielleicht für den Bruchteil einer Sekunde angelegt war, ehe der Same, der ihn trug, unterging.

2          Ich wunderte mich damals, dassVater diesen Brief als einen eiligen geschickt hatte, und ich wusste noch nicht, ob ich Zeit haben würde, Hedwig abzuholen, denn seitdem ich mich auf die Reparaturen und die Überwachung automatischer Waschmaschinen spezialisiert habe, sind die Wochenende und die Montage unruhig. Gerade an Samstagen und Sonntagen, wenn sie dienstfrei haben, spielen die Ehemänner an den Waschmaschinen herum, weil sie sich von der Qualität und Arbeitsweise dieser kostbaren Anschaffung überzeugen wollen, und ich sitze am Telefon und warte auf Anrufe, die mich oft in entlegene Vororte bestellen. Schon wenn ich die Häuser betrete, rieche ich den brandigen Geruch zerschmorter Kontakte oder Kabel, oder ich finde Maschinen vor, aus denen der Seifenschaum wie in Trickfilmen hervorquillt, finde zerknirschte Männer, weinende Frauen, die von den wenigen Knöpfen, die sie zu drücken haben, einen zu drücken vergessen oder einen zweimal gedrückt haben; ich genieße dann meine eigene Lässigkeit, mit der ich die Werkzeugtasche öffne, prüfe mit gestülpten Lippen den Schaden, hantiere ruhig an Schaltern, Hebeln und Verbindungen herum und erkläre freundlich lächelnd, während ich die vorschriftsmäßige Mischung Seifenpulver herstelle, nochmals den Arbeitsgang der Maschine, lasse sie dann laufen, und während ich mir die Hände wasche, höre ich mir höflich die dilettantischen Fachsimpeleien des Hausherrn an, der glücklich ist, seine technischen Kenntnisse ernst genommen zu sehen. Wenn ich mir dann die Arbeitsstunden und Fahrtkilometer quittieren lasse, blickt man meistens nicht sogenau hin, und ich steige gelassen in mein Auto und fahre zur nächsten Alarmstelle.

3          Zwölf Stunden Arbeit, auch am Sonntag, und hin und wieder ein Treffen mit Wolf und Ulla im Café Joos; an den Sonntagen eine Abendmesse, zu der ich meistens zu spät kam, und wo ich dann ängstlich an den Bewegungen des Priesters ablas, ob die Opferung nicht schon begonnen habe; mein erleichtertes Aufseufzen, wenn sie noch nicht begonnen hatte, und ich war müde in irgendeine Bank gesunken, manchmal eingeschlafen und erst wach geworden, wenn die Ministranten zur Wandlung klingelten. Es hatte Stunden gegeben, in denen ich mich selbst hasste, meine Arbeit, meine Hände.

1          Ich war müde an diesem Montagmorgen, es lagen noch sechs Anrufe vom Sonntag vor (имелось = осталось ещё шесть вызовов с воскресенья; vorliegen — иметься, liegen-lag-gelegen — лежать), und ich hörte meine Wirtin in der Diele am Telefon sagen (и я слышал мою хозяйку, говорящей по телефону в прихожей): „Ja, ich werde es ihm ausrichten (я это ему передам)." Ich setzte mich aufs Bett (я сел на кровать; sich setzen), rauchte und dachte an Vater (курил и думал об отце).

2          Ich sah (я видел; sehen-sah-gesehen), wie er abends durch die Stadt gegangen war (как он шёл вечером через город = по городу; gehen-ging-gegangen), um den Brief in den Zug zu werfen (чтобы бросить письмо в поезд = в почтовый ящик в поезде), der um zehn in Knochta hält (который в десять останавливается в Кнохта; halten); ich sah ihn über den Platz an der Kirche gehen (я видел его, идущим через площадь мимо церкви), an Mullers Haus vorüber (мимо дома Муллера), durch die schmale Allee mit den verkrüppelten Bäumen (по узкой аллее с искривлёнными деревьями); wie er dann (как потом он), um den Weg abzukürzen (чтобы сократить дорогу), das große Tor des Gymnasiums aufschloss (открывал большие ворота гимназии; aufschließen, schließen-schloss-geschlossen — закрывать), durch die dunkle Toreinfahrt auf den Schulhof trat (сквозь тёмную подворотню входил во двор школы; treten-trat-getreten; das Tor — ворота, die Einfahrt — въезд; die Schule — школа, der Hof — двор), an der gelbgetünchten Hinterfront des Schulgebäudes hochblickte zu seiner Unterprima (у покрашенного жёлтым заднего фасада школьного здания смотрел вверх на свой предпоследний класс; tünchen — красить; das Gebäude — здание; die Prima — двастаршихклассагимназии), vorbei an dem Baum in der Mitte des Hofes (/проходил/ мимо дерева в середине двора), der nach dem Urin des Hausmeisterhundes stinkt (которое воняет мочой комендантской собаки; stinken nach etwas), und ich sah Vater das kleine Tor aufschließen (я видел отца, отпирающим маленькие ворота), das jeden Morgen von fünf vor acht bis acht für die Fahrschüler geöffnet wird (которые каждое утро с без пяти восемь = с семи пятидесяти пяти до восьми открыты для иногородних учеников; fahren — ехать, der Schüler — ученик), die aus dem gegenüberliegenden Bahnhof stürzen (которые /ученики/ устремляются из расположенного напротив /здания/ вокзала; gegenüber — напротив, liegen — лежать), während Hohnscheid (в то время как Гоншейд), der Hausmeister, neben dem Tor steht (комендант стоит у ворот), um achtzugeben (для того, чтобы наблюдать, проследить; achtgeben, achten — внимательноследить), dass keiner von den Schülern (чтобы никто из школьников), die in der Stadt wohnen, durch das Fahrschülertor sich einschleicht (не прокрался через ворота для иногородних). Alfred Gruhs etwa (например, Альфред Грус), der Sohn des Bahnhofsvorstehers (сын начальника вокзала), der den langen und öden Weg um den ganzen Häuserblock machen musste (должен был делать = проделывать длинный и нагоняющий тоску путь вокруг всего комплекса зданий), weil er kein Fahrschüler war (так как он не был иногородним).

3          An Sommerabenden hängt die Sonne rot in den blanken Scheiben der Klassenräume (в летние вечера солнце висит = отражается красным в сверкающих /оконных/ стёклах классов = классных комнат; der Raum — помещение). Als ich das letzte Jahr in Knochta verbrachte (когда я проводил последний год в Кнохта; verbringen, bringen-brachte-gebracht — приносить), bin ich oft abends mit Vater diesen Weg gegangen (я часто вечерами ходил с отцом этой дорогой), wenn wir Briefe oder Pakete für Mutter an den Zug brachten (когда мы письма или посылки для матери относили к поезду), der aus der Gegenrichtung kam (который приходил с противоположной стороны: «направления») und um halb elf dann in Brochen (и затем в половине одиннадцатого в Брохене), wo Mutter im Krankenhaus lag (где мать лежала в больнице), hielt (останавливался; halten-hielt-gehalten).

4          Meistens hatte Vater auf dem Rückweg auch diesen Weg über den Schulhof gewählt (чаще всего отец на обратном пути тоже выбирал эту дорогу через школьный двор), weil er eine Abkürzung um vier Minuten bedeutete (так как она означала сокращение /пути/ на четыре минуты), den Umweg um jenen häßlichen Häuserblock ersparte (/эта дорога/ избавляла от обхода вокруг того безобразного комплекса зданий; sparen — сберегать, экономить), und weil Vater meistens ein Buch oder Hefte zu holen hatte (и потому, что отец чаще всего должен был забрать /в школе/ /какую-нибудь/ книгу или тетради). Mit der Erinnerung an diese Sommersonntagabende im Gymnasium fiel es wie eine Lähmung über mich (с воспоминанием об этих летних воскресных вечерах в гимназии /на/падало на меня как /бы/ состояние оцепенения; fallen-fiel-gefallen): graue Dunkelheit lag in den Fluren (серая темнота лежала в коридорах), einzelne, einsame Mützen hingen an den Kleiderhaken vor den Klassenzimmern (отдельные одинокие фуражки висели на вешалках перед классами; hängen-hing-gehangen), der Boden war frisch geölt (пол был свеженатёрт: «промаслен»; das Öl — масло), die Silberbronze am Denkmal für die Gefallenen glimmerte matt neben dem schneeweißen, großen Viereck (бронза с серебром /сплав/ на памятнике павшим воинам тускло мерцала рядом с большим белоснежным четырёхугольником), wo sonst das Hitlerbild gehangen hatte (где обычно = раньше висел портрет Гитлера), und blutrot leuchtete Scharnhorsts Kragen neben dem Lehrerzimmer (и кроваво-красно светился воротник Шарнгорста /на портрете/ около учительской /Шарнгорст — прусский генерал времен наполеоновских войн/).

1          Ich war müde an diesem Montagmorgen, es lagen noch sechs Anrufe vom Sonntag vor, und ich hörte meine Wirtin in der Diele am Telefon sagen: „Ja, ich werde es ihm ausrichten." Ich setzte mich aufs Bett, rauchte und dachte an Vater.

2          Ich sah, wie er abends durch die Stadt gegangen war, um den Brief in den Zug zu werfen, der um zehn in Knochta hält; ich sah ihn über den Platz an der Kirche gehen, an Mullers Haus vorüber, durch die schmale Allee mit den verkrüppelten Bäumen; wie er dann, um den Weg abzukürzen, das große Tor des Gymnasiums aufschloss, durch die dunkle Toreinfahrt auf den Schulhof trat, an der gelbgetünchten Hinterfront des Schulgebäudes hochblickte zu seiner Unterprima, vorbei an dem Baum in der Mitte des Hofes, der nach dem Urin des Hausmeisterhundes stinkt, und ich sah Vater das kleine Tor aufschließen, das jeden Morgen von fünf vor acht bis acht für die Fahrschüler geöffnet wird, die aus dem gegenüberliegenden Bahnhof stürzen, während Hohnscheid, der Hausmeister, neben dem Tor steht, um achtzugeben, dass keiner von den Schülern, die in der Stadt wohnen, durch das Fahrschülertor sich einschleicht. Alfred Gruhs etwa, der Sohn des Bahnhofsvorstehers, der den langen und öden Weg um den ganzen Häuserblock machen musste, weil er kein Fahrschüler war.

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